Gab es bei der Fußballweltmeisterschaft der Männer massenhaft deutsche Fahnen und vielerorts Public-Viewing-Veranstaltungen, hielt sich die Euphorie bei der hiesigen Frauen-WM in Grenzen. Und das, obwohl die deutschen Frauen amtierender Weltmeister sind. Kein Wunder, erst Anfang der 80er Jahre genehmigte der DFB offiziell eine Nationalmannschaft für das erste Länderspiel gegen die Schweiz (1982). Zuvor war Frauenfußball von 1955 bis 1970 vom Verband untersagt. Nachdem die deutschen Frauen Europameister 1989 wurden, gewannen sie auch die Weltmeisterschaften 2003 und 2007. Das brachte ihnen immerhin ein wenig mehr Respekt ein.
Die Mehrheit der Sportjournalisten und Sponsoren geht jedoch nicht davon aus, dass die Bedeutung des Frauenfußballs aufgrund der WM wesentlich gesteigert wird. Fußball gilt als eine der letzten männlichen Domänen, in der sich hegemoniale Strukturen entfaltet haben und Geschlechterhierarchien aufrechterhalten werden. So sind die Schlüsselpositionen in Sportverbänden und Sportredaktionen überwiegend mit Männern besetzt. Frauenfußball – das war als Sport von „Möchtegernmännern“ in kurzen Hosen und mit kurzen Haaren verpönt.
Wie die Zeiten sich geändert haben: bei Fotoshootings präsentieren sich nun junge, hübsche Nationalspielerinnen mit perfekt gestylten Haaren und langen Beinen. Spannend wird nun, ob die kickenden Frauen es auch auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen schaffen, die von den Fans gefeiert werden wie Popstars und Millionen verdienen.
Es ist zu befürchten, dass ihnen dies nicht gelingen kann, solange die Maxime lautet: „höher, stärker, schneller“. Zweifellos existiert der Frauenfußball verglichen mit dem Männerfußball in einer Nische.
Karin Burkart