Kaum ein Thema scheint die SaarbrückerInnen derzeit mehr zu bewegen als die Neugestaltung der Berliner Promenade. Vornehmlich bauarchitektonische Kritik wird laut.
Was drückt sich in dieser Debatte aus?
Kurz gesagt scheint es die Besorgnis um das Erscheinungsbild zu sein. Die Menschen – und das ist Niemandem zu verdenken – wollen in einer ansehnlichen Stadt leben. Viele verbinden damit den Hang an das Alte, Schöne, Traditionelle. So wie Saarbrücken einmal war.
Aber Städte sind dem Wandel unterworfen. Sie sind dynamisch und das muss auch im architektonischen Stadtbild erkennbar bleiben. Dazu kommen Menschen mit jeweils unterschiedlichen Ideen, Lebensgewohnheiten und Herkunftsländern, die den Pluralismus als Charakter einer modernen Stadt prägen. Diesem Leitbild einer modernen Stadt entspricht im Saarland nur Saarbrücken. Nur hier wird sich entfalten können, was man mit dem Anschluss an die Moderne bewerkstelligen könnte. In der einzigen Großstadt des Landes.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die Zukunft einer Stadt ist aber nicht ohne Kenntnis und Verständnis ihrer frühen, neuzeitlichen Vergangenheit gestaltbar. Es braucht Bindungen an Traditionen und Gewohnheiten. Dazu gehört die Erhaltung der „klassischen“ Baudenkmale, aber auch so „unzeitgemäßer“ Architektur, wie die geschlossene Häuserzeile der 50er Jahre an der Berliner Promenade. Ein im Saarland und womöglich auch darüber hinaus einmaliges Ensemble am Saarufer. Kaum mal jemand der darüber lobend das Wort erhebt.
Bei aller Kritik, man sollte sie nicht als boshaft abtun. Die städtische Gesellschaft braucht die öffentliche Debatte. Demokratie ist ja nicht bloß Gast in unserer Stadt, sondern Prinzip des Zusammenlebens.
Thomas Brück