28.01.2009 | Abenteuermuseum

Das Saarland verfügt über eine fundierte Museumslandschaft. Ein Völkerkundemuseum ist nicht dabei. Deshalb sollte man aber nicht resignieren. Bereits in früheren Jahrhunderten kam es zu regelrechten Volksaufläufen, wenn so genannte „Völkerschauen“ zu bestaunen waren. So lösten die Romane von Fenimore Cooper eine regelrechte Mohikanerwelle aus, exotische Völkerstämme wurden ebenso bestaunt wie seltene Tiere, Sarrasani zeigte artistische Vorführungen mit „Indianern, Chinesen und Marokkanern“. Auch Carl Hagenbeck organisierte, nachdem ihm durch politische Verzwickungen das Sudangeschäft mit wilden Tieren abhanden gekommen war, Völkerschauen. Die Betitelung der Schauen „Mit fünfzig Pfennig um die Welt“ lässt erkennen, was die Aussteller beabsichtigten: Den erstaunten Deutschen sollte für billiges Geld die Welt nähergebracht werden. Dass die Vorstellungen oft kombiniert mit „wilden Tieren“ gezeigt wurden, zeigt allerdings den wahren Charakter des Ganzen. Die Menge drängelte sich zu den Akteuren und wollte sie wie Zootiere streicheln und füttern. Lang vergangene Zeiten mögen Sie denken. Nein, nicht so ganz. Denn bei dem so genannten Saarbrücker „Abenteuermuseum“ und dem Umgang der Unterbringung handelt es sich dem Grunde nach um genau ein ebensolches Unterfangen. Warum scheut man sich jahrelang diesem innewohnenden Geist ein Ende zu bereiten? Mal wollte man die Ausstellung in den Zoo (!) mal ins Wildgehege (!) verlegen. Heia Safari! Der jetzt im Kulturausschuss beschlossene Antrag, das Rox’che Sammelsurium zunächst dort zu belassen wo es ist, war eine richtige Entscheidung. Ausgelöst übrigens auch durch den kritischen Redebeitrag eines SPD-Stadtverordneten. Eine Ergänzung sei mir erlaubt. Um eine abschließende Lösung herbeizuführen, sollte man die aufgelisteten Gegenstände einem völkerkundlichen Institut anbieten, meinetwegen dem deutschen Völkerkundemuseum in Berlin. So entstünden wenigstens keine weiteren Folgekosten für Saarbrücken.

Thomas Brück