Auch nach fast 70 Jahren seit Ende der Nazi-Diktatur bedarf es immer noch der ungeschönten Aufarbeitung dieses Kapitels deutscher und saarländischer Geschichte. Dass jetzt das Stadtarchiv eine lobenswerte Veranstaltungsreihe zu diesen Themen organisiert, finde ich äußerst verdienstvoll.
In einem weiteren Schritt hat jetzt unsere Landtagsfraktion eine unabhängige Historikerkommission zur Aufarbeitung der Nazi Vergangenheit im saarländischen Landtag gefordert. Vor allem auch im Hinblick auf die Entwicklung nach 1955 (2. Saarabstimmung) hier im Land.
Auch für Saarbrücken ist die Vergangenheitspolitik noch lange nicht abgeschlossen. Die unrühmliche und nie wirklich aufgearbeitete personelle Verflechtung der CDU und FDP/DPS ins nationalsozialistische System und deren verheerende Wirkung im Nachkriegs Saarbrücken muss endlich auf die politische Agenda. Das deutsch-nationale Getümpel des seinerzeitigen Nazifunktionärs und Landespolitikers der FDP/DPS, Heinrich Schneider, ist nur die Spitze des Eisberges.
Es bedarf auch der Aufarbeitung der fundamentalen Entrechtung in der bürgerlichen Alltagskultur durch die Nazi-Verbrecher. Ich meine hier v.a. auch die sog. „Arisierung“ von persönlichem Eigentum der jüdischen Bevölkerung. Ein Raubzug der Mehrheitsgesellschaft gegen eine kleine Minderheit, der letztlich in Tod und Vernichtung endete! Dieses dunkle Kapitel deutsch-saarländischer Geschichte wurde jahrzehntelang beschwiegen. Endlich müssen die Finanzbehörden ihre Archive öffnen, um dieses Unrecht ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Andere Städte wie z.B. Köln oder Nürnberg haben sich dieser Aufgabe bereits gestellt. Wir sollten dem folgen.
Thomas Brück