Der Anspruch an Demokratie ist es, dass Frauen und Männer tatsächlich gleiche Chancen in allen Lebensbereichen haben und ihr Leben entsprechend gestalten können. Leider haben wir hier noch ganz erheblichen Handlungsbedarf. Darauf hat eine Initiative des DGB am letzten Freitag auf dem Gustav Regler Platz deutlich hingewiesen. „Mit Schnauzbart für Gleichstellung“ war das Motto der Veranstaltung, bei der viele Frauen und auch einzelne Männer aus Politik, Vereinen und Gesellschaft Schnauzbart gezeigt haben und damit bildlich auf die bestehenden Ungerechtigkeiten hingewiesen haben. Zum Beispiel darauf, dass Frauen bei gleicher Qualifikation immer noch durchschnittlich 22 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen und darauf, dass es in erster Linie Frauen sind, die unter der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Karriere leiden. Im Saarland ist die Situation besonders prekär. Der Lohnabstand zwischen Frauen und Männern ist hier noch höher als im Bundesdurchschnitt. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten im Niedriglohnbereich im Saarland sind Frauen. Führungspositionen in der Wirtschaft nehmen im Saarland hingegen zum allergrößten Teil Männer für sich in Anspruch. Wir brauchen daher dringend verbindliche Regelungen zur Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit auch in der Privatwirtschaft. Beim Vergaberecht müsste Gleichberechtigung auf jeden Fall ein Zuschlagskriterium werden. Jeder sechste Euro wird durch öffentliche Aufträge ausgegeben. Wir wollen, dass Unternehmen, die einen öffentlichen Auftrag von der Stadt oder vom Land bekommen wollen, Gleichstellungsmaßnahmen in ihrem Unternehmen belegen müssen, z.B. durch ein Zertifikat, mit dem sie Maßnahmen zur Angleichung der Löhne, zur Führungskräfteförderung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachweisen. Durch konsequentes Gender Mainstreaming müssen in allen Politikbereichen die Entscheidungen staatlichen Handelns daran gemessen werden, ob sie zu mehr Geschlechtergerechtigkeit führen.
Claudia Willger-Lambert