Am 9. November 1938 wurden in Deutschland die jüdischen Synagogen zerstört. Ein von Naziorganisationen entfesselter Mob mordete und brandschatzte in vorher nicht gekannter Entfesselung der Gewalt. Tausende Geschäfte und Wohnhäuser wurden zerstört, die Zahl der Toten steht bis heute nicht genau fest. Es war der grauenhafte Auftakt dessen, was wenige Jahre später in den Konzentrationslagern als sog. „Endlösung der Judenfrage“ fortgeführt wurde. Auch in Saarbrücken brannte die Synagoge, wurden jüdische BürgerInnen misshandelt und terrorisiert. Mitglieder der Nazipartei und der SS drangen in Wohnungen ein, schlugen die BewohnerInnen, zerrten die Menschen, die nur notdürftig bekleidet waren nach draußen und trieben sie durch die kalte Nacht erst zum Bahnhof, dann zum Schlossplatz. Anschließend wurden sie auf der Lerchesflur arretiert. Ein eilends herbei geführter Notar nahm Protokolle auf, laut denen viele ihren Besitz an eine Vermögens-Verwertungsgesellschaft in Neustadt übertragen mussten. Viel jüdischer Besitz ging damit an sog. „arische Deutsche“ über, ohne dass diese angemessen dafür bezahlten. So wurde z.B. das Bekleidungshaus Weill & Söhne von dem „arischen“ Besitzer Weinhold übernommen, wie dies stolz in einer Anzeige der Saarbrücker Zeitung vermeldet wurde. Auch die Firma Arnold Becker bediente sich aus jüdischem Besitz. Dass bis heute an diese Verbrechen nicht öffentlich erinnert wird, ist ein Armutszeugnis für Saarbrücken. Umso mehr ist dem Vorsitzenden der Saarbrücker Synagogengemeinde Richard Bermann zu danken, dass er die Initiative „Stolpersteine“ voranbringen will. Dabei werden vor Häusern, die ehemals in jüdischem Besitz waren, kleine Steine mit einer Messingplatte in das Trottoir eingelassen, um an die früheren Besitzer zu erinnern. Diese Initiative findet unsere volle Unterstützung. Und es sollten alle im Stadtrat vertretenen Parteien mitarbeiten und dieses Projekt der Synagogengemeinde unterstützen. Als Zeichen gegen Rassenhass, Barbarei und Antisemitismus.
Thomas Brück
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