Wir alle wissen, dass Adolf Hitler lange Jahre Ehrenbürger von Saarbrücken war, wie auch in vielen anderen saarländischen Städten und Gemeinden. Einige wissen, dass ein Dr. Oskar Orth ebenfalls Ehrenbürger war. Dieser grausame Mediziner hat in der Nazi Zeit zahllose junge Menschen zwangssterilisiert und zu medizinischen Zwecken missbraucht.
Nur wenige wissen, dass das damalige NSDAP Mitglied Richard Becker ebenfalls Ehrenbürger dieser Stadt ist. Sein Konterfei hängt in den Fluren des Rathauses. 1935 wurde er von Hitler wegen seiner „Verdienste“ um den Anschluss an Nazi Deutschland zum Stadtrat ernannt! Nach dem Krieg war er Mitglied bei der FDP Vorläufer Partei DPS.
Der Großhandelskaufmann Becker war ein überzeugter Verfechter der Naziideologie. So schrieb er 1935 nach der damaligen Saarabstimmung in der „Saarwirtschaftszeitung“, er stelle mit Erleichterung fest, dass nun die unliebsamen Juden aus der saarländischen Geschäftswelt verschwunden seien. Unverholen antisemitisch zeigte er damit größte Sympathie für die unmenschliche Ausgrenzungs- und spätere Vernichtungspolitik der Nazis.
Dass er weiterhin Ehrenbürger dieser Stadt ist und dass eine Straße nach ihm benannt ist, das alles stinkt zum Himmel und zeugt von mangelndem historischen Bewusstsein oder gar mangelhafter demokratischer Einstellung.
Die FDP, deren Ehrenvorsitzender Richard Becker noch bis 2005 war, sollte Mut zeigen und sich von diesem unrühmlichen Erbe trennen. Und ihm nicht, wie zuletzt anlässlich des 50 jährigen Jubiläums der Partei FDP/DPS geschehen, die Ehre zu erweisen.
Hierbei kann die FDP sich an der Industrie- und Handelskammer Saarbrücken orientieren, die Richard Becker schon 1946 ausschloss.
Thomas Brück