02.07.2008 | Zwischennutzung Stadtbad St. Johann

Die Broken Windows-Theorie besagt, dass eine einzige eingeworfene Scheibe die Zerstörung des gesamten Komplexes auslösen kann, wenn man nicht rechtzeitig handelt. Dies darf auf keinen Fall mit dem über hundertjährigen Baudenkmal Stadtbad St. Johann geschehen, eines der interessantesten Gebäude, die das Mühlenviertel prägen. Bei unserem letzten Besuch vor zwei Wochen haben wir nochmals dringenden Handlungsbedarf festgestellt. Jedes weitere Verzögern von Nutzungsentscheidungen führt zu einer langsamen, aber sicheren Zerstörung der Substanz. Wenn man das Gebäude begeht, stößt man auf sehr viele höchst interessante Hallen, Räume und Bauelemente. So sind es nicht nur die beiden Schwimmhallen, die auch nach Jahren der Nutzungsaufgabe imponieren und bei denen man sich eine kulturelle Nutzung auch auf längere Sicht vorstellen kann. Auf der großen Dachfläche über der kleinen Schwimmhalle z.B. träumt man schnell von einer interessanten gastronomischen Nutzung. Die Dachfläche, die wie ein Innenhof wirkt, ist eine wirkliche Oase der Ruhe in dem ganzen Verkehrsgetümmel. Die Vielzahl an sanitären Einrichtungen wirft Fragen nach einer möglichen Nutzung im Gesundheits- und Wellnessbereich auf. Bislang fehlte es an einem Gesamtkonzept für das Gebäude oder auch nur für Teile. Mit zeitlich begrenzten Zwischennutzungen werden aus unserer Sicht jedoch Ideen und Konzepte gefördert für eine endgültige Nutzung einerseits und andererseits verhindern sie den weiteren Verfall und Vandalismus. Bei unserem Besuch mussten wir leider feststellen, dass jemand das riesige Sonnensegel aus dem Dach in der großen Schwimmhalle herausgerissen hat, nicht ohne dabei auch die Deckenverkleidung zu beschädigen. Nicht gereinigte Abflüsse verursachen Wasserschäden. Ideen für Zwischennutzungen sollten daher möglichst schnell weiterentwickelt und zeitnah umgesetzt werden. In anderen Städten geschieht dies, z.B. in Berlin, Dortmund oder auch Roubaix. Jedenfalls gibt es in unserer Stadt immer noch Ideen, Wünsche und ein lebhaftes Interesse am Stadtbad.

Claudia Willger-Lambert