22.09.2006 | Grüne gegen „Martin-Bahnhof“

Gestaltungswut des Baudezernenten Dieter Ehrmanntraut geht in die falsche Richtung

Die Grünen im Saarbrücker Stadtrat üben scharfe Kritik an der Vorgehensweise von Baudezernent Dieter Ehrmanntraut (CDU) und der CDU-Stadtratsfraktion bei der Gestaltung der Eurobahnhof-Flächen.
Hier gehe offensichtlich Quantität wieder vor Qualität. Dies zeige die geplante Ansiedlung der Firma Möbel Martin, die 3,5 Hektar des Eurobahnhof-Areals beanspruchen würde. Dieser Ansiedlung werden die Grünen nicht zustimmen. Der baupolitische Sprecher Guido Vogel erklärt dazu: „Anstatt hier die Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) in Ruhe Flächenentwicklungsarbeit machen zu lassen, wurde dem Investor Möbel Martin wohl schon frühzeitig grünes Licht zu einer übermäßig großen Nutzung des Euro-Bahnhofgebietes gegeben.“

In einer solchen Ansiedlung sehen die Grünen eine Gefahr für den innerstädtischen Einzelhandel. Vogel dazu: „Solche Möbelhäuser führen bekanntlich einen hohen Anteil so genannter Boutiqueware wie z.B. Haushaltswaren, Glas, Porzellan, Keramik und Heimtextilien. Alles Waren also, die zum Sortiment vieler Einzelhandelsgeschäfte in der Bahnhofstraße gehören.“

Sorge haben die Grünen nicht nur um den Einzelhandel, sondern auch um das Image Saarbrückens. Vogel dazu: „Der Bahnhof ist doch sozusagen für die Gäste, die mit dem Zug nach Saarbrücken kommen oder die Stadt auf dem Weg nach Frankreich passieren, die Visitenkarte der Stadt. Deshalb ist sehr wohl zu überlegen, mit welchen Geschäften und Gebäuden die BesucherInnen empfangen werden. Wir wollen jedenfalls keinen ,Martin-Bahnhof’, sondern einen Eurobahnhof, der seinem Namen gerecht wird.“ Dazu gehört nach Ansicht der Grünen eine kleinteilige qualitative Nutzung mit hochwertigem Handwerk, wie sie von der GIU vorgesehen gewesen sei. Das Kulturzentrum, das am Sonntag eröffnen soll, sei ein gutes Beispiel für eine solche Nutzung.

Dem Baudezernenten werfen die Grünen vor, dass er die GIU nicht rechtzeitig über das Möbel Martin-Projekt informiert habe. Vogel dazu: „Ein einfacher und frühzeitiger Telefonanruf hätte genügt. Da Ehrmanntraut die GIU viel zu spät mit ins Boot genommen hat, wurden tragfähige Kompromissvorschläge verhindert.“ Den Investor treffe daher keine Schuld, kritikwürdig sei die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen werde.

Die Grünen befürchten, dass nach dem Stadtbad und der Bergwerksdirektion nun die denkmalgeschützten Gebäude am Bahnhof als nächstes der Gestaltungswut des Baudezernenten zum Opfer fallen.