Die Grünen im Saarbrücker Stadtrat setzen sich dafür ein, dass die Landeshauptstadt im Rahmen eines Pilotprojekts Schlafmöglichkeiten für Obdachlose in Form sogenannter Tiny Houses in der Winterzeit bereitstellt. Eine entsprechende Initiative bringen sie im kommenden Sozialausschuss (14.06.) sowie im Saarbrücker Stadtrat (03.07.) ein.
„Leider fallen auch heutzutage noch viele Bürger:innen durch das Raster bestehender Obdachlosenhilfe oder nehmen aus persönlichen Gründen bestehende Angebote nicht in Anspruch. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe schätzt, dass in Deutschland rund 45.000 Menschen im Laufe eines Jahres ohne Unterkunft leben. Dabei kann gerade in der Winterzeit der Aufenthalt unter freiem Himmel aufgrund der Temperaturen lebensbedrohlich werden. In der Stadt Ulm wurde im Jahr 2019 ein Projekt in die Wege geleitet, um Schutzsuchenden im Winter einen sicheren, warmen Schlafplatz zu bieten. Zunächst wurde das Projekt in Form von Schlafkapseln umgesetzt und inzwischen auch in Form sogenannter Tiny Houses, die zum Großteil aus Stahlplatten gefertigt und isoliert sind. Sie bieten jeweils Platz für eine Person. Wir fordern, dass Saarbrücken diesem Beispiel folgt und in diesem Winter ein Pilotprojekt “Saarbrücker Nester” startet, das sich am Ulmer Vorbild orientiert”, erklärt der sozialpolitische Sprecher der Grünen im Stadtrat, Thomas Brass.
Das Pilotprojekt soll auf drei Jahre angelegt sein und zunächst die Aufstellung zweier Tiny Houses umfassen. Die Stadt soll hierbei auch mit weiteren Träger:innen sozialer Arbeit in der Landeshauptstadt kooperieren. “Die Kosten sind mit rund 30.000 Euro für zwei Häuser und 5.000 bis 6.000 Euro an laufenden Kosten überschaubar. In der Winterzeit sollen die Tiny Houses jeweils ab 18 Uhr geöffnet sein. Sobald ein solches Haus belegt ist, wird automatisch ein Signal übermittelt, sodass Sozialarbeiter:innen über die Belegung informiert sind und die Schutzsuchenden am Morgen aufsuchen können. Die Erfahrungen aus der Stadt Ulm sind positiv. Die Belegungsrate liegt zwischen 85 und 98 Prozent.
Wir sind der Auffassung, dass die Tiny Houses die bestehenden Regelangebote der Wohnungslosenhilfe in Saarbrücken sinnvoll ergänzen können, indem sie Schutzsuchenden einen warmen Schlafplatz sowie Schutz vor Nässe und Kälte bieten. Fest steht aber auch: Die Übernachtung in solchen Häusern kann ein selbstbestimmtes Leben in einer Wohnung nicht ersetzen. Daher muss die Stadt dafür Sorge tragen, dass weiterhin ausreichend Wohnraum für Obdachlose bereitgestellt und eine Unterbringung aller Schutzsuchenden in sicheren Wohnungen angestrebt wird”, so Brass abschließend.