Saarbrücken verfügt über einen Öffentlichen Nahverkehr, der besser ist als sein Ruf und schlechter, als viele potenzielle Umsteigewillige ihn gerne hätten.
Diese Ambivalenz ist auf der einen Seite gekennzeichnet durch ein zufriedenstellendes Taktangebot zur Tageszeit, aber auch dramatisch abnehmende Frequenzen zur Abendstunde. Neben den durchaus attraktiven Vergünstigungen für die verschiedenen Zielgruppen – wie beispielsweise das EventTicket – gibt es aber auch schmerzhaft hohe Preise für den Einzelfahrschein in der Innenstadt.
Aufgabe der Politik muss es in den nächsten Jahren sein, die Quantitäten trotz demographischen Wandels weitestgehend zu halten und die Qualitäten der Verkehre gezielt zu steigern. Dazu haben Politik und Verwaltung in den letzten Monaten einen Nahverkehrsplan auf den Weg gebracht.
Ein Grundproblem wird dieses Konzept aber auch nicht lösen, nämlich das Finanzierungsprinzip des ÖPNV: weil die gewinnbringende Energiesparte der Stadtwerke die defizitäre Verkehrssparte finanziert, ist sie zutiefst anfällig und für nachhaltige Umsteigekonzepte untauglich.
Was ist zu tun?
In anderen Städten wird längst die Einführung eines Bürgertickets diskutiert. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das: Das Prinzip des beitragsfinanzierten Tickets – bekannt vom Studententicket – wird auf die gesamte Saarbrücker Bürgerschaft angewandt. Das heißt, alle Saarbrücker finanzieren ein Ticket mit, welches auch von Allen zum Nulltarif genutzt werden kann.
Dies scheint im ersten Augenblick erst mal gewöhnungsbedürftig, würde aber vollkommen neue Strategien zur Stärkung von Bus und Bahn ermöglichen. Eine neue umweltschonende Verkehrspolitik wäre plötzlich auch in Saarbrücken finanzierbar!
Guido Vogel-Latz