30.11.2010 | Franzenbrunnen als „Leuchtturmprojekt“

Grüne knüpfen die Bebauung an ökologische und soziale Kriterien
Zu den Planungen, den Franzenbrunnen zwischen Hohe Wacht und Tiroler Viertel zum Baugebiet auszuweisen, erklärt der baupolitische Sprecher der grünen Stadtratsfraktion Guido Vogel-Latz:
„Immer mehr Saarländer zieht es vom Land in die Stadt. Urbane Wohnqualität wird immer gefragter. In einigen Teilen der Innenstadt von Saarbrücken wohnen heute sogar mehr Menschen als vor 20 Jahren. Grund genug für das rot-rot-grüne Bündnis, Wohnflächen insbesondere für Familien mit Kindern in der Innenstadt bzw. an deren Rand zu schaffen.
Die Bebauung des Franzenbrunnens ist allerdings kein neues Ansinnen, sondern war in der Vergangenheit umstritten und umkämpft. Wir Grüne unternehmen trotzdem einen neuen Vorstoß, weil wir es als dringlich ansehen, innerstädtisches Wohnen zu fördern und es in Saarbrücken derzeit kaum baureife Flächen in zentralen Lagen gibt. Zudem sehen wir im Bereich des Franzenbrunnens die Möglichkeit, ein Baugebiet mit Vorbildcharakter zu entwickeln, das möglichst alle Anforderungen an nachhaltiges Bauen berücksichtigt. Dazu gehören sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Kriterien. Sowohl ein enges Netz an Rad- und Fußwegen als auch die Anbindung an den ÖPNV sollten zur Minderung des Autoverkehrs im künftigen Wohngebiet beitragen. Auch moderne Energiestandards sollten planungsrechtlich vorgegeben werden wie z.B. eine Solarenergienutzung. Ebenso gehört die allgemeinverbindliche Festschreibung von Brauchwassernutzung und Versickerung des auf den Privatgrundstücken anfallenden Niederschlagswassers zu einer ökologischen Bauleitplanung.
Und wichtig ist, dass Bauland und Wohnraum bezahlbar bleiben, um eine stabile soziale Mischung im Wohngebiet zu gewährleisten.
Ein derartig ökologisch und sozial vorbildlicher Bebauungsplan könnte die mit der Bebauung verbundenen Beeinträchtigungen für Umwelt und Nachbarschaften minimieren und als Leuchtturmprojekt über die Grenzen der Landeshauptstadt positiv ausstrahlen.
Eine erneute Beplanung dieses Bereiches erfordert nämlich ein erhebliches Fingerspitzengefühl, denn ein vor Jahren eingeleitetes Bebauungsplanverfahren war am Widerstand einer Bürgerinitiative gescheitert, ein Widerstand, der auch damals von der grünen Stadtratsfraktion mitgetragen wurde. Heute können wir Grüne nur zustimmen, wenn die Entwicklung der Bebauung des Franzenbrunnens modernen ökologischen Standards folgt und sozial ausgewogen ist.
Erste Erfahrungen konnten im Rahmen des GIU-Projekts Artilleriekaserne gemacht werden, wo im innerstädtischen Raum bei hoher Verdichtung qualitätsvolles Wohnen beispielhaft erzielt werden konnte.
Durch Einbeziehung der GIU sollten die im Bereich Artilleriekaserne gemachten Erfahrungen bei dem Verfahren am Franzenbrunnen zum Tragen kommen. Um die ökologischen Kriterien zu erfüllen, sollte ein auf ökologische Bauleitplanung spezialisiertes Büro eingeschaltet werden“.