Wut hat in unserer Gesellschaft viele Gesichter – doch eines davon bleibt oftmals unsichtbar: die weibliche Wut. Sie wird kleingeredet, diszipliniert, pathologisiert. Frauen sollen freundlich, ruhig, beherrscht sein. Alles andere gilt schnell als „übertrieben“. Genau dieses Spannungsfeld hat die Fotokünstlerin Rosa Engel in ihrer Ausstellung „Die Wut ist weiblich“ aufgegriffen, die vom 15. bis 26. September im Hauberrisser Saal des Saarbrücker Rathauses zu sehen war.
Wir würdigen diese Ausstellung als wichtigen Beitrag, der das gesellschaftliche Schweigen über weibliche Wut bricht. Denn Wut ist kein Makel. Sie ist vielmehr eine gesunde, notwendige Reaktion auf Ungerechtigkeit. Sie kann antreiben, Grenzen setzen und Veränderungen fordern. Wird sie jedoch unterdrückt, kann sie seelisch und körperlich krank machen. Noch immer wird Wut bei Männern als Stärke gedeutet, bei Frauen jedoch als Schwäche. Mädchen lernen früh, lieber brav als wütend zu sein, leise statt laut, angepasst statt unbequem. So entsteht eine doppelte Belastung: der Druck, sich ständig zu beherrschen, und die fehlende Möglichkeit, eigene Grenzen zu behaupten.
Gerade in Zeiten, in denen Gewalt gegen Frauen, verbale und sexualisierte Übergriffe und gesellschaftliche Abwertung zunehmen, ist es umso wichtiger, weiblicher Wut Raum zu geben. Die Ausstellung von Rosa Engel hat uns daran erinnert, dass Wut Ausdruck von Selbstbehauptung ist – ein kraftvolles Gefühl, das sichtbar werden darf und muss. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Sichtbarkeit bleibt.

Patricia Schumann