An der Schnittstelle zwischen Faßstraße, Obertorstraße und Mainzer Straße entsteht ein Gedenkort von tiefgreifender Bedeutung: Ein Mahnmal in Form eines Risses, aufgefüllt mit einem Lack und goldfarbener Kittmasse. Bei dem Gedenkort, der an die Opfer der Verfolgung queeren Lebens erinnern soll, handelt es sich um den Siegerentwurf eines künstlerischen Wettbewerbes – eine Initiative von uns aus dem Jahr 2019, die dazu dienen soll, ein würdevolles Gedenken zu ermöglichen. Kürzlich, nach 6-jähriger politischer Debatte, wurde der Siegerentwurf der Münchner Künstlerin Julia Treichel (Goldener Kitt) vorgestellt. Durch Elemente wie Beschriftungen und scannbare OR-Codes wird dafür gesorgt sein, dass man schnell und einfach auf Inhalte des Forschungsprojektes zugreifen kann.
Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Erinnerungsstätte mehr als nur ein Denkmal ist. Sie soll nicht nur an das historische Leid der queeren Gemeinschaft erinnern, sondern auch zugleich auf weiterhin bestehende Diskriminierungen von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten aufmerksam machen. Durch diesen unübersehbaren Gedenkort wird dieses Leid bewusst als Zeichen von Widerstandsfähigkeit und Stärke sichtbar gemacht, anstatt den Schaden zu verbergen.
Für uns ist dies ein klares Signal in die richtige Richtung, eine tägliche Mahnung dafür, dass wir eine Verantwortung für Gegenwart und Zukunft haben. Ein Signal dafür, dass bereits vergangene Verbrechen nicht vergessen werden dürfen und wir daraus lernen müssen.

Thomas Brass