Die Verwaltung der Landeshauptstadt Saarbrücken plant für die Stadtratssitzung am 07.02.2023 eine Entscheidung herbeizuführen, womit die Anforderungen hinsichtlich Bio-Qualität (Fisch, Fleisch, Eier, Molkereiprodukte) beim Kita- und Schulessen bei künftigen Ausschreibungen gestrichen werden sollen. Die Grünen im Stadtrat kritisieren dieses Vorgehen scharf und pochen auf die Beibehaltung der Bio-Kriterien. Andernfalls würde ein wichtiges Qualitätsmerkmal in der Mittagsverpflegung der Kinder wegfallen.
“Das oberste Ziel bei der Verpflegung unserer Kinder in den Kitas und Schulen muss lauten, ihnen qualitativ hochwertige Mahlzeiten anzubieten. Dies ist wichtig, um sie bereits im frühen Alter an eine gesunde, ausgewogene Ernährungsweise heranzuführen. Daher hatten wir – damals noch in der Jamaika-Koalition – auch lange darum gerungen, dass die Ausschreibungskriterien für Kita- und Schulessen in der Landeshauptstadt angepasst werden mit dem Ziel, auf Bio-Qualität und Regionalität zu setzen und den Einsatz von Convenience-Produkten erheblich zu reduzieren. Seit Oktober 2019 gelten diese Kriterien nun. Unter anderem müssen Fleisch, Fisch und Wurst, Eier und Molkereiprodukte zu 100 Prozent aus ökologischer Produktion (“bio”) stammen.
Bei den Kriterien war und ist Qualität für uns das entscheidende Kriterium. Leider wird gerade die Qualität von der Verwaltung nun zur Debatte gestellt unter der Prämisse, inflationsbedingte Preissteigerungen für die Caterer abzufedern. In einer Vorlage für die kommende Stadtratssitzung wird empfohlen, die Bio-Kriterien bei künftigen Ausschreibungen – zunächst für 2023 – zu streichen. Wir halten dieses Vorgehen der Verwaltung getreu des Mottos “lieber billig statt hohe Qualität” für den absolut falschen Weg und werden diesem Vorschlag nicht zustimmen!”, erklärt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und schulpolitische Sprecher der Grünen im Stadtrat, Heiner Engelhardt.
“Wie in Gesprächen mit den jetzigen Caterern deutlich wurde, entstehen die gegenwärtigen finanziellen Mehrbelastungen zu 50% durch Kostensteigerungen im Bereich Logistik. Lebensmittel machen hingegen nur ein Fünftel aus. Dies zeigt, dass rein vom Kostenfaktor her durch die Streichung der Bio-Kriterien an einer verhältnismäßig kleinen Schraube gedreht würde, was aber umgekehrt einen großen Negativeffekt auf die Qualität des Essens haben könnte. Zudem könnten durch den Wegfall der bisherigen Anforderungen Caterer künftig auf das günstigste Fleisch und Milchprodukte aus Massentierhaltung oder auch Eier aus Bodenhaltung setzen. Dies trägt dem Gedanken an Nachhaltigkeit und moralischem Handeln keinerlei Rechnung. Auf der einen Seite brüstet sich die Stadt mit dem Fairtrade-Siegel, auf der anderen Seite stellt sie die Kosten über das Tierwohl, die Qualität des Mittagessens und letztlich über das Wohl der Kinder”, so Engelhardt weiter.
“Darüber hinaus zeigen Erfahrungen anderer Träger:innen von Betreuungsangeboten, dass auch dort ein Bewerber:innenmnagel beim Catering herrscht, Essenskosten steigen und die Qualität zum Teil sinkt – und das ohne Bio-Vorgaben bei tierischen Produkten. Selbstverständlich steht es außer Frage, dass gerade Familien aufgrund der aktuellen Inflation entlastet werden müssen. Doch dies ist nicht primär Aufgabe der Kommunen, sondern von Land und Bund. Einige Entlastungsmaßnahmen wurden etwa durch die Absenkung von Kita-Gebühren und die Erhöhung des Kindergeldes bereits in die Wege geleitet”, so Engelhardt abschließend.