10.09.2010 | Real existierender Asozialismus!

Eines hat Thilo Sarrazin erreicht. Sein auf Halbwahrheiten basierendes Buch verkauft sich gut. Jetzt kann er, finanziell wohl ausgestattet, endlich seinen Job als Bundesbanker aufgeben. Hartz IV wird er jedenfalls nicht beziehen.
Mich ärgert an seinen Thesen am meisten seine biologische Sicht der Dinge.
Abstammung und Entwicklung der Intelligenz stünden in engster Beziehung. Von „Fäulnisprozessen“ in der Gesellschaft wird geschwafelt und ähnliches mehr. Niemand hier verneint die Probleme bei der gesellschaftlichen Integration der Zuwanderer. Wir kämpfen heute mit Problemen, die man gerne jahrelang negiert hat. Gerade die konservativen Kräfte im Land haben die Einwanderung als nicht existent abgetan. Abschiebung und Isolierung war in der 90er Jahren die politische Leitlinie der CDU/FDP Regierung. Fatal.
Auf diesem Bodensatz von damals bewegt sich Sarrazin mit seiner Behauptung, Gene seien schuld und nicht die sozialen Bedingungen. Dabei ist eines vollkommen klar: Nicht die biologische Herkunft ist bei der Intelligenzentwicklung entscheidend, sondern die Bildungs- und Aufstiegschancen in einer Gesellschaft.
Der Sarrazinische Ansatz ist nichts anderes als purer Asozialismus.
Dazu kommt die weit verbreitete Meinung, Sarrazin werde mundtot gemacht. Von Meinungszensur ist gar die Rede. Aber wo bitte handelt es sich um Zensur, wenn der Autor zur besten Sendezeit aufläuft, wenn er in allen überregionalen Medien auf der Titelseite seine Meinung äußern darf?
Wenn er seine Thesen ausbreitet, dann sollte er sich auch gefälligst der Diskussion stellen. So ist das nun mal in einer pluralistischen Demokratie. Für mich eine Selbstverständlichkeit, für den arroganten Bundesbanker aber wohl eher eine Zumutung.

Thomas Brück