17.04.2012 | Nicht RadfahrerInnen gegen AutofahrerInnen ausspielen!

Grünen-Stadtratsfraktion fordert stattdessen ein Konzept für lebenswerte öffentliche Straßenräume

Im Rahmen der Diskussion über angeblich zunehmendes aggressives Verhalten von RadfahrerInnen fordert der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, Thomas Brück ein Ende von gegenseitigen Schuldzuweisungen sowie der Beschimpfungen von Seiten des Bundesverkehrsministers Ramsauer (CSU):

Anstatt andauernd ideologische Kämpfe um das richtige Verkehrsmittel zu führen, ist es an der Zeit, dass sich die CDU/CSU bundesweit endlich konstruktiv an der Mobilitätsdebatte beteiligt. Angesichts der Umweltbelastungen wird Autofahren allein den großstädtischen Verkehrsanforderungen schon lange nicht mehr gerecht und Beschimpfungen von Radfahrern als „Kampf-Radler“, so wie das der Bundesverkehrsminister tut, ist mit Sicherheit nicht der gangbare Weg zu mehr Entspannung auf den Straßen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. So können die radfahrenden VerkehrsteilnehmerInnen ein Lied davon singen, wie AutofahrerInnen sie an den Straßenrand drängen, mit Pfützenwasser bespritzen, beim Rechtsabbiegen die Vorfahrt schneiden, um nur einige Beispiele zu benennen. Und AutofahrerInnen ärgern sich oft über RadfahrerInnen, die das rote Ampelsignal missachten.
Hier bringen uns nur gegenseitige Rücksicht und Vernunft vorwärts. Deshalb fordern wir schon seit einiger Zeit, auch in Saarbrücken sogenannte „Shared Spaces“ einzurichten. Hinter dem Verkehrskonzept „Shared Space“, frei übersetzt „Verkehrsraum für alle“ steht ein gleichberechtigtes Miteinander aller VerkehrsteilnehmerInnen sowohl im Auto als auch auf dem Rad oder zu Fuß. Auf Verkehrszeichen oder Signalisierung wird ebenso wie auf bauliche Trennung und Markierung weitestgehend verzichtet. Das bedeutet weniger verbriefte Rechte dafür aber mehr Kommunikation miteinander, mehr gegenseitige Verständigung und mehr Rücksicht aller Verkehrsteilnehmenden aufeinander. Auch in Saarbrücken wäre die Umsetzung der gemeinsamen Nutzung öffentlicher Räume in verschiedenen Bereichen in der Stadt möglich und könnte den vom Herrn Ramsauer beschriebenen „Nahkampf“ zwischen Auto- und Radfahrern zum Guten auflösen.

Zum anderen zeigen derartige Diskussionen, wie richtig und wichtig es ist, dass auch Saarbrücken einen Fahrradbeauftragten hat. Der Radverkehrsanteil von gerade mal zwei Prozent, das lückenhafte Radwegenetz und die kaum vorhandene Öffentlichkeitsarbeit für das Radfahren zeigen überdeutlich, wie wenig Wertschätzung dem Radverkehr in Saarbrücken entgegengebracht wird. Und deshalb braucht es in der Verwaltung jemanden, der auf Ausgleich der Interessen der VerkehrsteilnehmerInnen sowie auf Gleichberechtigung im städtischen Verkehr achtet.